Fremdwährungsdarlehen in der Baufinanzierung – das sollten Sie über den Kredit wissen

Eine Baufinanzierung besteht insbesondere aus einem Annuitätendarlehen, welches von Banken vergeben wird. Über 95 Prozent aller Kredite, die im Rahmen einer Baufinanzierung eingesetzt werden, werden in Euro ausgezahlt.

Allerdings gibt es einen speziellen Kredit, der ebenfalls Teil ein Teil der Immobilienfinanzierung sein kann, nämlich das sogenannte Fremdwährungsdarlehen. Charakteristisch ist hier vor allem, dass die Darlehenssumme nicht in Euro, sondern in einer fremden Währung ausgezahlt wird. Was den Fremdwährungskredit auszeichnet und worüber Sie sich zu diesem Thema informieren sollten, darum geht es im folgenden Beitrag.

Welche Kredite kann eine Baufinanzierung beinhalten?

Bevor wir näher auf das Fremdwährungsdarlehen eingehen, möchten wir Ihnen kurz noch einen Überblick darüber geben, welche Kredite eigentlich in eine Immobilienfinanzierung eingebunden werden können. Das Fremdwährungsdarlehen ist nur ein Teil dieser Finanzierungsvarianten, welche eine Baufinanzierung ausmacht. Darüber hinaus sind es insbesondere die folgenden Darlehensarten, die typisch für die Baufinanzierung sind:

  • Annuitätendarlehen
  • Tilgungsdarlehen
  • Bauspardarlehen
  • KfW-Kredit

Insbesondere das Annuitätendarlehen bildet die Grundlage der weitaus meisten Immobilienfinanzierungen im privaten Bereich. Das endfällige Darlehen hat eine Gemeinsamkeit mit dem Fremdwährungskredit, wie Sie im Folgenden erkennen werden. Bauspardarlehen können nicht spontan aufgenommen werden, sondern es muss bereits ein Bausparvertrag vorhanden sein. Sehr sinnvoll sind KfW-Kredite, den diese beinhalten einen günstigen Zins und sind unter Umständen mit Zuschüssen ausgestattet.

Worum handelt sich bei Fremdwährungsdarlehen?

Das wesentliche Merkmal eines Fremdwährungsdarlehen besteht im Vergleich zum Annuitätendarlehen und den sonst genannten Immobiliendarlehen darin, dass es in einer fremden Währung zur Verfügung gestellt wird. Typische Währungen, in denen ein Fremdwährungskredit vergeben wird, sind in erster Linie:

  • US-Dollar
  • Britisches Pfund
  • Schweizer Franken
  • Norwegische Kronen

Es findet allerdings nicht nur die Auszahlung des Fremdwährungskredites in dieser entsprechenden Fremdwährung statt, sondern der Kreditnehmer muss die Darlehenssumme auch in der Fremdwährung zurückzahlen. In den weitaus meisten Fällen sind Fremdwährungsdarlehen gleichermaßen endfällige Darlehen.

Das bedeutet, innerhalb der Laufzeit werden nur die Zinsen gezahlt, während die Tilgung des Kredites bis auf dessen Fälligkeitsdatum verschoben ist. Ob die Zinsen in Euro oder in einer Fremdwährung gezahlt werden müssen, ist von Kredit zu Kredit unterschiedlich.

Warum nehmen Kunden ein Fremdwährungsdarlehen auf?

Da es sich beim Fremdwährungskredit um ein spezielles Angebot handelt, stellt sich nahezu automatisch die Frage, warum Kreditnehmer eigentlich einen Fremdwährungskredit aufnehmen. Im Wesentlichen sind es die folgenden zwei Gründe, aus denen ein Fremdwährungsdarlehen abgeschlossen wird, nämlich:

  • Günstigerer Kreditzins als im Inland
  • Chance auf Währungsgewinne

Mit diesen zwei Gründen möchten uns im Folgenden näher beschäftigen, denn es handelt sich gleichzeitig um mögliche Vorteile des Fremdwährungskredites.

Zinsniveau im Ausland kann günstiger als im Inland sein

Der Hauptgrund dafür, ein Fremdwährungsdarlehen aufzunehmen, ist ein günstigeres Zinsniveau im Land der Bank, die den Fremdwährungskredit vergibt. Aktuell ist es zwar aufgrund der Niedrigzinsphase sehr unwahrscheinlich, dass Sie eine Bank aus dem Ausland finden, die das Fremdwährungsdarlehen zu noch günstigeren Zinssätzen vergibt, als in Deutschland im Zuge der Immobilienfinanzierung vorherrschen.

Grundsätzlich ist dies jedoch definitiv ein Hauptgrund, warum Kreditsuchende sich für ein Fremdwährungsdarlehen entscheiden. Sollte der durchschnittliche Hypothekenzins hierzulande beispielsweise 2,5 % betragen und könnten Sie ein Fremdwährungsdarlehen für 1,8 % erhalten können, profitieren Sie von einer Zinsdifferenz in Höhe von 0,7 %. Dies macht immerhin bei einer Darlehenssumme von 200.000 Euro im Jahr eine Zinsersparnis von 1.400 Euro aus.

Währungsgewinne beim Fremdwährungsdarlehen erhofft

Der zweite Hauptgrund, warum die Aufnahme eines Fremdwährungskredites sinnvoll sein kann, sind mögliche Währungsgewinne. Die Gewinne können dadurch entstehen, dass die Fremdwährung im Verhältnis zum Euro weniger Wert als bei Auszahlung des Fremdwährungsdarlehen ist. In diesem Fall hätte der Kreditnehmer nämlich Währungsgewinne erzielt, denn er muss eine in Euro umgerechnet geringere Kreditsumme zurückzahlen, als er mit Aufnahme des Fremdwährungskredites erhalten hat. Sollte die Fremdwährung allerdings gegenüber dem Euro innerhalb des Zeitraum zwischen der Auszahlung des Kredites und der Rückzahlung des Darlehens an Wert gewonnen haben, würde dies für den Kreditnehmer zu Währungsverlusten führen. Exakt aus diesem Grund zählen Fremdwährungsdarlehen auch definitiv zu den risikoreicheren Finanzierungsvarianten.

Die zwei möglichen Entwicklungen beim Fremdwährungsdarlehen

Damit Sie die Eigenschaft des Fremdwährungskredites etwas besser verstehen, möchten wir im folgenden Beispiel verdeutlichen, dass zum einen Kursgewinne und zum anderen Währungsverluste möglich sind. Im Beispiel hat der Kreditnehmer jeweils ein Fremdwährungsdarlehen in Schweizer Franken aufgenommen, jedoch entwickelt sich der Kurs des Franken im ersten Fall positiv für den Kreditnehmer, im zweiten Fall jedoch negativ.

Beispiel 1

Darlehenssumme: 120.000 Franken

Devisenkurs bei Kreditaufnahme: 1,19 Franken/Euro

Auszahlungsbetrag in Euro: 100.840 Euro

Devisenkurs bei Rückzahlung des Darlehens: 1,32 Franken/Euro

Rückzahlungsbetrag in Euro: 90.909 Euro

Währungsgewinn: rund 10.000 Euro

Beispiel 1

Darlehenssumme: 120.000 Franken

Devisenkurs bei Kreditaufnahme: 1,19 Franken/Euro

Auszahlungsbetrag in Euro: 100.840 Euro

Devisenkurs bei Rückzahlung des Darlehens: 1,12 Franken/Euro

Rückzahlungsbetrag in Euro: 107.142 Euro

Währungsverlust: rund 6.300 Euro

Wie Sie an diesem Beispiel erkennen, erzielen Kreditnehmer beim Fremdwährungsdarlehen immer dann Währungsgewinne, wenn der Devisenkurs gestiegen ist, die Fremdwährung also gegenüber dem Euro an Wert verloren hat. Währungsverluste würden im umgedrehten Fall entstehen, also wenn der Wert der Fremdwährung gegenüber dem Euro gestiegen ist.

Wie sieht die aktuelle Entwicklung bei Fremdwährungskrediten aus?

Wenn Sie bereits ein Fremdwährungsdarlehen aufgenommen haben, wird Sie vermutlich in regelmäßigen Abständen interessieren, ob Sie in der Gewinn- oder Verlustzone liegen. Dazu müssen Sie im Grunde nur zwei Fakten kennen, nämlich:

  • Devisenkurs bei Aufnahme des Kredites
  • Aktueller Devisenkurs

Wenn Sie also beispielsweise einen Fremdwährungskredit in US-Dollar aufgenommen haben und gerne wissen möchten, ob Sie derzeit in der Verlust- oder Gewinnzone liegen, müssen Sie sich nur den aktuellen Dollarkurs betrachten. Für die folgenden Währungen möchten wir Ihnen gerne eine Übersicht darüber geben, ob Sie derzeit Währungsgewinne erzielen oder Verluste erleiden würden, wenn Sie beispielsweise vor fünf Jahren einen Fremdwährungskredit aufgenommen haben:

  • US-Dollar: 1,35 Dollar (vor fünf Jahren) – 1,13 Dollar (heute) = Währungsverluste
  • Schweizer Franken: 1,22 Franken (vor fünf Jahren) – 1,11 Franken (heute) = Währungsverluste
  • Britisches Pfund: 1,25 Euro (vor fünf Jahren) – 1,11 Euro (heute) = Währungsgewinne 

Fremdwährungskredit als Beimischung in der Baufinanzierung

Als Beimischung in der Immobilienfinanzierung können Fremdwährungskredite auf jeden Fall interessant sein. Sie sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es sich um ein spekulatives Darlehen handelt. Sie können Glück haben und durch das Fremdwährungsdarlehen Währungsgewinne von beispielsweise 20 Prozent erzielen und somit eine reduzierte Summe zurückzuzahlen müssen. Es kann jedoch genauso gut passieren, dass Sie deutliche Währungsverluste erleiden und somit einen wesentlich größeren Betrag an die Bank zurückzahlen müssen, als Sie zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme erhalten haben. Deshalb empfehlen Experten, das Fremdwährungsdarlehen maximal zwischen 20 und 30 Prozent des Gesamtfinanzierungsbedarfs ausmachen sollten.

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